St. Georg Ahlen

Die Gemein­de

Die Ara­mä­er

Die syrisch-ortho­do­xen Chris­ten in Ahlen und Umge­bung gehö­ren dem Volk der Ara­mä­er an. Ihre Wur­zeln lie­gen in den Gebie­ten des frü­he­ren Meso­po­ta­mi­ens, wel­ches sich heu­te auf die Län­der Irak, Syri­en und Tür­kei ver­teilt. In der Tür­kei waren die Ara­mä­er haupt­säch­lich im „Tur-Abdin“ (ara­mä­isch „Berg der Die­ner [Got­tes]“) ansäs­sig. Das Kalk­stein­ge­bir­ge Tur-Abdin liegt ober­halb des Flus­ses Tigris, im Süd­os­ten der Tür­kei.

Zur Blü­te­zeit waren etwa 80 Klös­ter und mehr als 2.000 Kir­chen Zen­tren des christ­li­chen Lebens. Die Ältes­ten stam­men aus den ers­ten Jahr­hun­der­ten nach Chris­tus. Heu­te sind die meis­ten von ihnen ver­fal­len und ste­hen leer. Sys­te­ma­ti­sche gesell­schaft­li­che Unter­drü­ckung und exis­ten­ti­el­le Bedro­hung der Chris­ten auf­grund ihrer Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit tru­gen maß­geb­lich zu Flucht und Ver­trei­bung bei. Ein gro­ßer Teil ist 1914/15 wäh­rend und nach dem Völ­ker­mord an den christ­li­chen Min­der­hei­ten im Vor­de­ren Ori­ent in ande­re Län­der geflo­hen. Im Tur-Abdin leb­ten Anfang der 1970er Jah­re noch rund 80.000 Men­schen der christ­li­chen Volks­grup­pe und heu­te weni­ger als 2.000 der Ara­mä­er. Die Fol­ge ist, dass heu­te die Wie­ge der Chris­ten­heit nahe­zu chris­ten­frei ist. Etwa 300.000 Ara­mä­er haben in Nord- und West­eu­ro­pa eine neue Hei­mat gefun­den, davon ca. 100.000 allein in Deutschland. 

Die Gemein­de
damals und heute

Grün­dung der St. Georg-Gemein­de in Ahlen

Die ers­ten Ara­mä­er kamen im Jahr 1964 nach Ahlen. Die St. Georg-Gemein­de wur­de 1977 gegrün­det und ist Bestand­teil der Erz­diö­ze­se der syrisch-ortho­do­xen Kir­che von Antio­chi­en in Deutsch­land unter der Lei­tung des Erz­bi­schofs Mor Philo­xe­nus Mat­ti­as Nay­is. Der Kir­chen­vor­stand der „Syrisch-ortho­do­xen Kir­che Gemein­de Ahlen e. V.“ ist mit Lei­tungs- und Ver­wal­tungs­auf­ga­ben beauf­tragt und enga­giert sich somit für die Orga­ni­sa­ti­on der Gemein­de, das Auf­recht­erhal­ten des Gemein­de­le­bens und die Anlie­gen der Gemein­de­mit­glie­der. Im Jahr 1978 zähl­te die Gemein­de ca. 60 Fami­li­en, die den Ent­schluss getrof­fen hat­ten, Josef Har­man zum Pries­ter zu wei­hen, der das Amt bis 2020 unun­ter­bro­chen aus­üb­te – danach über­nahm Pfar­rer Yakub Zee­ren d’beth Jal­lo die akti­ve Rol­le.

Die St. Georg-Gemein­de pflegt seit lan­ger Zeit inter­kon­fes­sio­nel­le sowie inter­kul­tu­rel­le Kon­tak­te zu vie­len Gemein­den inner­halb und außer­halb Ahlens. Die Got­tes­diens­te wur­den bis 1987 in der katho­li­schen St. Gott­fried-Kir­che zele­briert. Dank des Enga­ge­ments und Ein­sat­zes des ver­stor­be­nen Dechan­ten Paul Men­ne­brö­cker († 2016), der über Jah­re ein freund­schaft­li­ches Ver­hält­nis zu den Ara­mä­ern pfleg­te, konn­ten sich die syrisch-ortho­do­xen Chris­ten in Ahlen wie zuhau­se füh­len und sich somit rasch in das gesell­schaft­li­che Leben inte­grie­ren. Im Jahr 1986 wur­de das Grund­stück an der Zep­pe­lin­stra­ße 52 von der Gemein­de erwor­ben, um ein christ­li­ches Gemein­de­le­ben nach syrisch-ortho­do­xer Tra­di­ti­on zu prak­ti­zie­ren. Dazu wur­de die vor­han­de­ne Fabrik­hal­le in ein Kir­chen­ge­bäu­de umge­baut. Das davor ste­hen­de Wohn­haus wur­de als Gemein­de­haus umge­stal­tet. Der Mess­die­n­er­un­ter­richt fin­det in der ers­ten Eta­ge des Gebäu­des statt. Der Sport- und Kul­tur­ver­ein ASG Ara­mä­er Ahlen e. V. nutzt die Räum­lich­kei­ten im Kel­ler­ge­schoss des Gemeindehauses.

Die St. Georg-Gemein­de heute

Die Kir­chen­ge­mein­de zählt zur­zeit 200 Fami­li­en mit ca. 1900 Ein­zel­per­so­nen. Der Gemein­de gehö­ren auch Fami­li­en im Umkreis von 40 Kilo­me­tern an, die Mit­glie­der leben z.B. in Hamm, Werl, Enniger­loh und Müns­ter. Neben reli­giö­sen Auf­ga­ben, wie Got­tes­diens­te, Andach­ten, Seel­sor­ge und kirch­li­che Unter­wei­sung, über­nimmt die Gemein­de auch vie­le Auf­ga­ben in den Berei­chen Kin­der- und Jugend­ar­beit, Sprach­för­de­rung, Kul­tur­ar­beit etc. Ein Groß­teil der Akti­vi­tä­ten wird im Gemein­de­zen­trum orga­ni­siert oder durch­ge­führt.

Das Kir­chen­ge­bäu­de an der Zep­pe­lin­stra­ße wird wegen der Bau­fäl­lig­keit des Gebäu­des seit 2011 nicht mehr genutzt. Daher hält die Gemein­de die Got­tes­diens­te in der katho­li­schen St. Josef-Kir­che ab. Auf­grund der an der Zep­pe­lin­stra­ße begrenz­ten räum­li­chen Mög­lich­kei­ten zur Umset­zung einer erfolg­rei­chen Jugend­ar­beit wer­den Räum­lich­kei­ten des Jugend­heims der St. Josef-Kir­che genutzt, u. a. erler­nen hier Mess­die­ner den syrisch-ortho­do­xen Ritus.

Wei­ter­hin nutz­te die St. Georg-Gemein­de Räum­lich­kei­ten der evan­ge­li­schen Paul-Ger­hardt-Kir­che, z. B. für Kin­der- und Jugend­ver­an­stal­tun­gen. Die o. g. Koope­ra­tio­nen mit katho­li­schen und evan­ge­li­schen Gemein­den in Ahlen zeigt das gute Ver­hält­nis zu den christ­li­chen Kon­fes­sio­nen im Sin­ne der geleb­ten Öku­me­ne.

Zudem fin­den wäh­rend der Pas­si­ons­zeit an jedem Mitt­woch­abend die Öku­me­ni­schen Bibel­wo­chen in Ahlen statt. Im Mit­tel­punkt ste­hen jedes Jahr Tex­te aus der Bibel unter einem Leit­mo­tiv. Betei­ligt sind neben den katho­li­schen und evan­ge­li­schen Kir­chen­ge­mein­den auch die evan­ge­lisch-frei­kirch­li­che Gemein­de, die grie­chisch-ortho­do­xe Gemein­de und die syrisch-ortho­do­xe St. Georg-Gemein­de in Ahlen.

Auch die Ara­mäi­sche Sport­ge­mein­schaft Ahlen hat ihren Sitz im Gemein­de­zen­trum. Das Club­heim kann jedoch wegen Bau­män­gel seit eini­gen Jah­ren nicht genutzt wer­den. Die ara­mäi­sche Gemein­schaft in Ahlen ist fest inte­griert in das Ahle­ner Stadt­le­ben. Sie ist Teil aller gesell­schaft­li­chen Akti­vi­tä­ten in der Stadt und gestal­tet die­se vor allem in den Berei­chen Kul­tur, Sport, Frei­zeit und Jugend­ar­beit aktiv mit.

Die Kir­chen­ge­mein­schaft hat seit 2017 den Sta­tus einer Kör­per­schaft des Öffent­li­chen Rechts (GV.NRW S. 143).